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Volvo BM ebnete den Weg für Valtra in den Niederlanden

Die Niederländer bezeichnen ihr Land wegen der egalitären Gesellschaft und der freien Lebensweise manchmal als das sechste nordische Land. Als Agrarland sind sie jedoch noch weiter entwickelt als die „anderen” nordischen Länder und übernehmen alle neuesten Technologien ohne Verzögerung. Volvo Traktoren haben sich in diesem Land einen festen Platz erobert. Als Valmet Anfang der 80er Jahre das Traktorengeschäft von Volvo übernahm, war Kuiken N.V. der Importeur für Volvo BM in den Niederlanden. Das Unternehmen startete so schnell, dass es noch vor der Einführung der Serie 05 einige gelbe Valmets importieren konnte.

Ende der 80er Jahre verkündeten der niederländische Importeur und die Händler mit Nachdruck, dass die Baureihe Nordic 05 nicht der Traktor sei, der Mitteleuropa erobern würde. Deshalb waren die Hoffnungen groß, als Ende 1990 das Modell 8100 vorgestellt wurde und die Händler extra dafür mit Bussen zur Landwirtschaftsmesse Elmia kamen. Im Herbst wurde dann für den Importeur eine spezielle Testfahrt organisiert.

 

Die Trockenlegung von Ackerland erreichte bereits in den 1930er Jahren enorme Ausmaße und wurde bis in die 1950er Jahre fortgesetzt. Um die gesamte Infrastruktur zu schaffen, importierte Kuiken Erdbewegungsmaschinen. Geschäftsführer H.B. Kuiken war jedoch schon immer an Traktoren interessiert und erinnert sich gern daran, als das Unternehmen mit dem Verkauf von Landmaschinen begann. Die Landwirtschaft in den niederländischen Poldern war in der Tat gut entwickelt. Die Jahrespacht für die besten Hektar, die sich für Sonderkulturen eigneten, konnte dem Kaufpreis für einen Hektar in Mittelfinnland entsprechen.

Dennoch war es nicht immer einfach, Brot in den Armen des Meeres zu produzieren. Vielleicht ist es diese Herausforderung, die die Niederländer zu flexiblen und preisbewussten Kaufleuten gemacht hat. Unnötiges wird nicht bezahlt. Und erst wenn man sich nach langem Feilschen auf einen Preis geeinigt hat, wird über Rabatte gesprochen! Anfang der 90er Jahre hatte Kuiken eine zentrale Einkaufsorganisation, die auch für Traktoren zuständig war. Als der finnische Hersteller es schließlich wagte, seine bescheidene Forderung nach einer Preiserhöhung vorzubringen, drehte sich der Einkäufer langsam eine Zigarette, zündete sie an und fragte dann, durch den Rauch direkt in die Augen blickend: „Wie begründen Sie Ihre Forderung?“

Inzwischen ist der Valtra Importeur gewechselt. Und auch in den Büros ist das Rauchen nicht mehr erlaubt. Aber Holland ist immer noch ein liberales Land. Die entspannte Haltung zeigt sich zum Beispiel darin, dass Traktoren nicht angemeldet werden müssen, auch nicht nach der Mother Regulation der EU – es sei denn, man arbeitet in einem Nachbarland. Eine rasche Änderung dieser Situation wird allerdings schon seit einigen Jahren vorausgesagt.

Der hohe Wert der Arbeit – und ihre hohen Kosten – haben die moderne Technik in die Landwirtschaft gebracht. Die Furchen waren schon vor der Einfüh-rung von GPS gerade. Und die Technik hat sich ständig weiterentwickelt, so dass die Maschinenhersteller sich wirklich anstrengen müssen, um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Der niederländische Händler erfüllt die Wünsche seiner Kunden, indem er auf spezialisierte Produkt- und Dienstleistungsanbieter zurückgreift. Da in den Niederlanden jeder Englisch spricht, werden Anleitungen und Ersatzteile überall dort gesucht, wo sie verfügbar sind.

In den 90er Jahren übernahm der Importeur Kuiken auch die Verantwortung für Belgien und Luxemburg. In diesen Ländern gab es schon früher Valmet Importe, allerdings nur in kleinen Stückzahlen. In den 2010er Jahren wurde der Vertrieb von Valtra in den Benelux-Ländern von Kuiken an die Mechan-Gruppe übertragen – ein bekannter AGCO Importeur. Mechan ist in vielen europäischen Ländern tätig und hat die Position von Valtra insgesamt und insbesondere in Belgien verbessert. Natürlich ist vor allem die niederländische Landwirtschaft eine reine Marktwirtschaft. Und die Traktorverkäufe schwanken noch immer stark von Jahr zu Jahr.

Die Benelux-Länder arbeiten viel zusammen. Die Grenzen sind offen und schon vor der Einführung des Euro hatten die Länder einen festen Wechselkurs untereinander. Aber damit hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Die Belgier mögen einen einfachen und robusten Sechszylinder-Basistraktor, die Niederländer schätzen Technik und ein gutes Leistungsgewicht. •

 

Text Timo Mattila Foto Valtra Archiv